An manchen Tagen schaue ich mich gerne in fremden Gärten um.
Da wir ein latein- und geschichtebegeistertes Familienmitglied in unserer Mitte haben, fiel unsere Wahl für einen Ausflug im letzten Sommer auf das Museum und den angrenzenden Archäologischen Park Aguntum in Lienz/Osttirol.
AGUNTUM war ursprünglich eine römische Siedlung und wurde von Kaiser Claudius in der Mitte des 1. Jahrh. n. Chr. zur Stadt (Municipium Claudium Aguntum) erklärt. Es war die einzige römische Stadt in Tirol und erstreckte sich größtenteils über das heutige Osttirol. Bedingt durch seine verkehrsgünstige Lage entwickelte sich AGUNTUM über mehrere Jahrhunderte zu einer blühenden Handels- und Gewerbestadt. Ihr Wohlstand beruhte auf den Bodenschätzen der Tauern (Eisen, Kupfer, Silber und Gold) sowie auf dem Export von Waren (Bergkristalle, Holz, Harz und Nahrungsmittel). Gleichzeitig wurden aus dem Süden Luxusartikel wie Austern, Wein und Olivenöl importiert und umgeschlagen. Die endgültige Zerstörung erfolgte erst um 610 n. Chr. bei der großen Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen. Archäologische Funde wurden in AGUNTUM bereits im 16. Jahrh. gemacht. Ab 1912 wurden organisierte Ausgrabungen von der Universität Wien durchgeführt. Seit 1991 liegt die Verantwortung beim Institut für Archäologie der Universität Innsbruck.

Begonnen haben wir unseren Besuch im Museum, das im Jahr 2005 neu eröffnet wurde. Hier wird dem Besucher auf über 1.200m² ein umfassender und interessanter Einblick in das Leben und den Alltag einer römischen Stadt in Österreich vermittelt.


Unmittelbar am Eingang des Museums stimmte uns eine Videopräsentation in einem virtuellen Rundgang mit Rekonstruktionen aller bisher ausgegrabenen Gebäude, Strassen und Plätze auf das Lebensgefühl seiner römischen Bewohner ein. Ein umfangreicher Fundus von nachgeschneiderten Togen und Tuniken stand allen Besuchern zwecks Anprobe zur Verfügung, was nicht nur bei den Kindern für ausgelassene Stimmung sorgte.


Da in AGUNTUM Waren aus dem gesamten römischen Reich umgeschlagen wurden, standen auf dem Speiseplan der Bewohner sogar Austern.

An mehreren Infopoints in der Museumshalle wurden interaktive Spiele, Puzzles, Fotos der Grabungen und Quizfragen angeboten. Ein Mitarbeiter führte uns sehr freundlich und ausführlich in ein Brettspiel namens „Molina“ ein. Einen Vorläufer unseres heutigen „Mühle“-Spiels.

Nach einer Picknickpause besuchten wir das gut 30.000m² große Außengelände, den Archäologischen Park. Die Grabungen des Instituts für Archäologie der Universität Innsbruck erfolgen jeweils in den Sommermonaten und dauern an. Die Ruinen der antiken Bauwerke und Stadtviertel werden durch gärtnerische und landschaftsgestalterische Ergänzungen zu wahren Erlebnisräumen. Geschichte wird für den Besucher auf diese Weise begreifbar.


Das kulturelle und soziale Leben in AGUNTUM spielte sich hauptsächlich in der beheizten Therme ab. Diese Badeanlage gilt als eine der seltenen gut erhaltenen römischen Thermenbauten in Österreich. Der Aufbau der einzelnen Bereiche ist reihenförmig bzw. hintereinander angeordnet, so dass der Anstieg der Raumtemperatur nach jedem Wechsel in den nächsten Baderaum für den Gast gewährleistet ist.

Die Therme hat uns besonders gut gefallen, da wir zu Hause seit Monaten über das Thema Gartenteich diskutieren. Und der weite Blick vom Aussichtsturm aus über das gesamte Ausgrabungsgelände war grandios. Dies war sicherlich nicht unser letzter Besuch.
Kurzinfo:
- In AGUNTUM lässt sich Archäologie hautnah und erlebnisreich erfahren
- die Rekonstruktionen der Gebäude in moderner Bauweise schlagen eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft
- das Besucherleitsystem ermöglicht die gute Orientierung in der gesamten Anlage
- auf Anmeldung werden Workshops oder Gruppenführungen angeboten
- die Mitarbeiter waren ausgesprochen freundlich und informationsbereit
- fotografieren war ausdrücklich erlaubt
- familienfreundliche Preise (pro Tag: Erwachsene 7 €, Kinder unter 6 Jahren frei, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Studenten 4 €)
- Öffnungszeiten: Mai: Mo. – Sa. 9.30 – 16.00 Uhr / Juni bis Mitte September: täglich 9.30 – 16.00 Uhr / Mitte September bis Ende Oktober: Mo. – Sa. 9.30 – 16.00 Uhr
- Der gemeinnützige Verein Curatorium pro Agunto unterstützt und fördert seit 1994 die Ausgrabungen der Römerstadt.
3. Februar 2016 at 17:38
Oh, da muss ich auch mal hin! :)
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3. Februar 2016 at 17:48
Es hat meiner ganzen Familie wirklich gut gefallen 😃. LG von gartenkuss 🙋
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6. November 2015 at 19:35
Antike Gärten sind so romantisch und irgendwie entspannend und mediterran.. 😊
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29. Oktober 2015 at 9:29
Das scheint wirklich ein lohnendes Ausflugsziel zu sein. Ist auf unserer Liste für die nächsten Sommerferien vermerkt. Herbstliche Grüße aus Austria
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29. Oktober 2015 at 12:09
Kann ich wirklich sehr empfehlen. LG von gartenkuss 🌸
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28. Oktober 2015 at 7:47
Ein sehr interessanter Beitrag. Geschichte wird durch deinen Artikel lebendig. Wünsche dir einen schönen Tag aus Berlin.
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28. Oktober 2015 at 7:55
Wünsche ich dir auch. LG von gartenkuss
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23. September 2015 at 9:50
Schaut interessant aus :) Das Thema antike Gärten ist durchaus interessant. Schöne Grüße aus OÖ, Florian
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23. September 2015 at 11:27
Vermittelt vielleicht noch einmal eine andere Perspektive auf unsere heutigen Gärten. Mal schauen. LG von gartenkuss
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