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Eine buddhistische Weisheit sagt:

„Sei wie der Bambus. Beuge und biege dich anmutig, wie der Wind es will. Und du wirst niemals brechen.“

Bambus neigt sich und gibt nach, auch bei Wind und Sturm. Und richtet sich anschließend wieder auf. Die Bambuspflanze ist elastisch, ausdauernd, beständig und hartnäckig bei gleichzeitiger Biegsamkeit und Zartheit.

In Japan spricht man deshalb auch von der Bambusmentalität. Mit diesem Begriff wird die menschliche Tugend der Kompromissfähigkeit umschrieben. Soll heißen, dass, wenn der Widerstand in Fragen des persönlichen Lebens zu groß wird, der kluge Mensch gut beraten ist sich den Gegebenheiten anzupassen, um sich neu zu positionieren. So wird er aus Krisensituationen immer wieder ungebrochen hervorgehen und daran wachsen.

Bambus (Bambusoideae) gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Europa und der Antarktis zu finden. Es sind weit über 1200 Bambusarten bekannt, die bis auf einer Höhe von 4000 m wachsen. Bezüglich seines Verbreitungsgebietes unterscheidet man zwischen Bambus aus der Gruppe der Tropen und Subtropen sowie den Arten der gemäßigten Zone. Einige Sorten können bis zu 1 m in 24 Stunden wachsen und sind bereits nach 4 – 5 Jahren bereit zur Ernte, was bei traditionellen Harthölzern erst nach 20 – 70 Jahren der Fall ist. Der jährliche Ertrag wird weltweit auf 20 Millionen Tonnen geschätzt und es verdienen ca. 2 Milliarden Menschen mit dem Bambusanbau und der Bambusweiterverarbeitung ihren Lebensunterhalt. Auf diesem wirtschaftlichen Hintergrund erklärt sich auch die symbolische Bedeutung, die dem Bambus in vielen Kulturen der Welt zugesprochen wird. Ob als Glücksbringer (Philippinen) und Zeichen der Freundschaft (Indien) oder als Symbol für ein langes Leben, Gesundheit und einen überlegenen Charakter (China) – Bambus ist ein gedanklich positiv besetztes Mitglied der pflanzlichen Welt. Nur zur Zeit der Bambusblüte (alle 80 – 120 Jahre) galt er als Vorbote einer drohenden Hungersnot, da dann in früheren Zeiten meist nur noch die Samen als Nahrung zur Verfügung standen.

Die Verteilung der Halme wird durch die Art der Rhizome (griech.: „Eingewurzeltes“ – Erdspross) bestimmt. Diese wachsen unterirdisch bis zu 10 m pro Wachstumsperiode und entwickeln sich aus der Knospe eines anderen Rhizomes. Man unterscheidet Pachymorphe Rhizome (Körper kurz und dick bis rund, mehr oder weniger gekrümmt, seitliche Knospen wachsen wieder als Rhizome aus) und Leptomorphe Rhizome (Körper lang und dünn bis zylindrisch, aus den meist seitlichen, bootsförmigen Knospen entwickeln sich Halme, selten werden weitere Rhizome gebildet).

Bambus weist eine sehr gute Klimabilanz auf, da er das Fünffache an Treibhausgasen aufnimmt und 35% mehr Sauerstoff produziert als ein vergleichbares Äquivalent im Baumbereich. In unseren mitteleuropäischen Gärten trifft man aufgrund ihrer Unempfindlichkeit gegen Frost und Kälte am häufigsten den Schirmbambus (Fargesia) und den Flachrohrbambus (Phyllostachys) an. Daneben gibt es noch weniger bekannte Vertreter der Art, die in Liebhabergärten ihren Platz gefunden haben.

Bambus liebt man – oder liebt ihn nicht. Wer einmal die Erfahrung der stürmischen und ungezügelten Ausläuferbildung in seinem Garten gemacht hat, darf sich gerne melden und mit mir ein Lied singen.

In meinem Garten steht ein solch ungestümes Bambustemperament. Als Sichtbarriere zwischen Haustürbereich und angenzendem Gartenzugang gepflanzt, hat er in rasanter Zeit inzwischen knapp 7 m Höhe erreicht. Wunderschön anzusehen mit einem satten Grün, das selbst im Winter, zugedeckt vom Schnee, voller Lebendigkeit leuchtet. Mein Bambus erfüllt seinen Sinn mit fühlbarer Inbrunst und sonnt sich in der Bewunderung meiner Gäste.

Die Bambusmentalität

Doch leider wird die gärtnerische Beziehung zwischen uns in regelmäßigen Zeitabständen dramatisch getrübt. Bewaffnet mit einem macheteähnlichen Gerät rücke ich den Rhizomen zu Leibe, die sich wie unterirdische Taue rund um den Bambus unterhalb der Erdkruste entlangschlängeln.

Die Bambusmentalität
Unter den Augen meiner fluchenden Nachbarin, die den gleichen Kampf auf ihrem Grundstück mit meinen Rhizomen führt, versuche ich die zähen, harten Erdsprossen aus dem Boden zu eliminieren. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf. Diese Biester wachsen schneller nach, als sie sich optisch enttarnen, und sie machen ausdauernde sowie ernsthafte Versuche durch unsere Hauswand zu expandieren. Ich aber fühle mich nach einer solchen Vernichtungsoffensive irgendwie jedes Mal dumpf und gärtnerisch-unfähig.

Will ich doch als Gärtnerin hüten, pflegen und vermehren. Und nicht mit der Natur streiten.

Fürs kommende Frühjahr haben wir nun den Plan gefasst eine nachträgliche Rhizomsperre in die Erde einzubringen. Besonders tief und aus Beton.

Memo an mich:

Bei allen ausläuferbildenden Bambusarten führt schon bei der Pflanzung kein Weg an einer geeigneten Rhizomsperre vorbei. Diese sollte mind. 60 – 70 cm in den Boden und immer auch 10 cm über das Bodenniveau ragen.  Speziell die Bambussorte Phyllostachys ist ein Ausbruchskünstler. Geeignet ist eine handelsübliche Wurzelsperrfolie von mind. 3 mm Stärke oder ein Betonring. Keine Teichfolie, da die Rhizome diese mühelos durchbohren. Der Abstand der Wurzelsperre zum Wurzelstock muss den zukünftigen Platzbedarf des Bambus berücksichtigen. Bei einer geplanten Heckenpflanzung kommt man in den meisten Fällen um den Einsatz eines Baggers nicht herum.

Bambus ist sehr pflegeleicht und robust, wenn man ein paar Dinge beachtet.

Bambus mag es windgeschützt. Je nach Sorte bevorzugt er einen sonnigen oder halbschattigen Standort. Er benötigt viel Feuchtigkeit und sollte daher in einer Erde wachsen, die Wasser gut aufnehmen kann. Staunässe verträgt er nicht. Ich pflanze deshalb in lockeren, leicht sandigen Boden, den ich mit Tongranulaten aus dem Baumarkt ergänze.

Die stärkste sichtbare Wachstumsphase ist im Frühsommer und Sommer. Daher empfiehlt es sich den hohen Nährstoffbedarf der Pflanze ab April bis in den August hinein durch Dünger zu decken. Dieser sollte stickstoffbetont sein, einen möglichst geringen Salzgehalt aufweisen und Silizium enthalten. Silizium ist übrigens auch in den herabfallenden Blättern noch nachweisbar, weshalb ich diese auf dem Boden liegen lasse. Aber auch Kompost, Kaffeesatz (enthält Phosphor, Kalium und Stickstoff) und Pferdemist dürfen in angemessener Menge im Gießwasser oder durch Verteilung auf dem Boden zum Einsatz gebracht werden.

Gelbe Blätter können ein erstes Zeichen für Nährstoffmangel sein.

Wässern ist nicht nur nach dem Einpflanzen wichtig, sondern auch an heißen Tagen unerlässlich. Spätestens, wenn der Bambus seine Blätter einrollt, ist dies ein Zeichen dafür, dass Wassermangel vorliegt. Eine ausdauernde, aber zugleich langsame Wasserzufuhr ist dann dringend notwendig. Als zumeist immergrüne Pflanze, die auch während der winterlichen Ruhephase Wasser verdunstet, benötigt der Bambus selbst in längeren Frostperioden eine Versorgung mit Wasser an frostfreien Tagen.

Rückschnitt ist grundsätzlich möglich. Ich schneide unerwünschte Triebe im Frühsommer dicht über dem Boden zwecks Auslichtung ab und verwende diese anschließend gerne als Rankhilfe. Bambus kann auch in der Höhe eingekürzt werden. Er wird dadurch buschiger, verändert aber durch das Runterschneiden sein typisches Erscheinungsbild, was mir persönlich nicht gefällt.

Bambus lockt nicht nur Vögel und nützliche Insekten, sondern auch Schädlinge an. Ich kontrolliere deshalb regelmäßig auf Läuse, Milben, Weiße Fliegen und Thripsen.

Aufgrund der oft nicht eindeutigen Handelsbezeichnungen und den widersprüchlichen Zahlenangaben in der Literatur orientiere ich mich in der Bambusvielfalt wie folgt:

Ausläuferbildend, robust, frostsicher je nach Standort bis – 20°C:

  • 76 Arten Phyllostachys (Wuchshöhe bis zu 12 m, schnelles Wachstum, Hauptlieferant für Bambussprossen, großer Platzbedarf, der bei der Planung bedacht werden sollte)
  • Phyllostachys Aureocaulis (Goldener Peking Bambus – Höhe in unseren Breiten bis zu 8 m, aufrechter Wuchs, Spitze leicht bogig, stabile Halme, als Solitär / Sichtschutz / Hecke beliebt)
  • Phyllostachys Bissetii (Höhe in unseren Breiten bis zu 7 m, Halmdurchmesser bis zu 2 cm, Blätter glänzend dunkelgrün, als Solitär / Sichtschutz / Hecke beliebt)
  • Phyllostachys Spectabilis (Höhe in unseren Breiten bis zu 9 m)

Horstbildend, robust, frostsicher je nach Standort bis – 26°C:

  • 83 Arten Fargesia (auch Gartenbambus genannt – Wuchshöhe von 1,5 – 6 m, kompakte Horste, im Frühjahr teilungsfähig, Halmstärke bis 3 cm, dekorative grüne Blätter, Vermehrung durch Samen, ist der in Europa am häufigsten gepflanzte Bambus, Sprossen auch roh essbar, als Hecke / Sichtschutz / Kübelpflanze beliebt)
  •  Fargesia Rufa (aufgrund der dichten Blattmasse als Hecke beliebt, kein Einrollen der Blätter im Winter)
  • Fargesia Murieliae (auch Schirmbambus genannt – Hauptblüte war um 1995, seit 1996 sind neue Kultivare im Handel, grüne Blätter auch im Winter)

Auf eine Mahlzeit kann man verzichten, 
aber ein Haus muss Bambus haben. 
Ohne Essen und Trinken werden wir dünn, 
aber ohne Bambus verlieren wir die heitere Gelassenheit. 
Pou Sou Tung (Dichter, Song – Dynastie) 

Die Schriftzeichen der chinesischen Sprache für Bambus und Lachen sind fast identisch. Bambus begleitet den Alltag vieler Menschen nicht nur im Garten, sondern in nahezu allen Lebensbereichen. So wird er auf der ganzen Welt aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften zunehmend als Baumaterial und Werkstoff für Häuser und Brücken eingesetzt. Bambusfasern sind doppelt bis dreimal so stark wie Stahl und überzeugen durch ihre Zugfestigkeit. Bambus gilt als der grüne Stahl der Zukunft.

Die Bambusmentalität
Jardines de Mexico – a new botanical garden near Cuernavaca – Morelos, Mexico, Restaurant Hill, opened 2013. Design: Vo Trong Nghia Architects / Copyright foto: www.votrongnghia.com

Doch auch als Kunststoffersatz für Geschirr, Töpfe, Coffee-To-Go-Becher und Sonnenbrillen, als naturheilkundliches Heilmittel, sowie als Duftnote in Parfüm, gewinnt der Bambus zunehmend an Bedeutung. Fasern aus Bambus zur Herstellung von Textilien und Geweben sind nicht nur für Veganer interessant. Sie fühlen sich wie eine Mischung aus Seide und Kaschmir an, sind leicht, strapazierfähig und atmungsaktiv. Im Vergleich zu Wolle sind sie belastbarer und weicher, sie speichern keine Gerüche und sind hypoallergen. Auch sind Bambusfasern zu 100% biologisch abbaubar.

Ein Fahrrad aus Bambus ist nicht nur nachhaltig, es überzeugt auch technisch durch seine Steife und Dämpfungseigenschaften. Mir persönlich gefallen die Räder der Firma my Boo sehr gut. Nachdem sich eine Freundin von mir ein solches Fahrrad gekauft hat, durfte ich im Sommer eine Probefahrt damit machen. Und ich muss sagen, nach anfänglicher Skepsis war ich angenehm überrascht. Die Räder sehen nicht nur außergewöhnlich und traumhaft schön aus, sie sind ein haptisches Erlebnis. Auch sind sie super leicht im Handling und wirken dabei extrem stabil. Die Bambusfahrräder werden fairtrade in Ghana produziert. Der Preis ist hoch. Wenn man aber berücksichtigt, dass mit jedem Bambusfahrrad der Firma ein Schulstipendium für ein Kind im Produktionsland finanziert wird, ist der Preis erklärlich und angemessen.

Die Bambusmentalität
Modell „my Bia“ der Firma „my Boo“ – Adalbertstraße 11, 24106 Kiel (D) E-Mail: contact@my-boo.de Telefon: +49 (0) 151 / 50 43 12 18. Copyright foto: http://www.my-boo.de

Und nicht zu vergessen: Bambus ist lecker!

Die Bambusmentalität
Sommer
Die Bambusmentalität
Winter