Wer mich und meinen Garten kennt, weiß, dass ich ein Liebhaber der Farbe Weiß bin. Zu schön schimmern und leuchten weiße Blüten in der Dämmerung.

Doch von Zeit zu Zeit infizieren militante Elfen meinen Garten.

Rosa - Pink

Die Blüten der Hortensien, eben noch limonengelb bis cremeweiß und strahlend hell, sind über Nacht zu altem rosa ergraut.

Rosa - Pink

Die Farbe Rosa, zusammengesetzt aus Rot und jeder Menge Weiß, startet ihre Charmeoffensive mit vielen Abstufungen von fleischfarbenem Schweinchenrosa bis hin zu rosagoldenem Apricot.

In der englischen Sprache heißt Rosa pink. Wobei der grelle Rosaton Pink (engl. shocking pink) zuweilen für eine eigene Farbe und nicht für eine Nuance gehalten wird.

Rosa als Umschreibung wird im Sinne von optimistisch, positiv, erfreulich und verklärend verwendet, wie z.B. in „rosige Zeiten“ oder „etwas durch die rosarote Brille sehen“.

Unsere geschichtliche Vergangenheit hingegen zeigt das hässliche Gesicht des Farbtons. Ein im Nationalsozialismus zumeist tödliches Gesicht. So dienten Stoffaufnäher mit rosa Winkeln, getragen auf der linken Brust, der Kennzeichnung von Häftlingen mit homosexuellem Hintergrund in Konzentrationslagern. In sogenannten Rosa Listen wurden von Strafverfolgungsbehörden Daten über tatsächliche oder vermeintliche Homosexuelle gesammelt.

Im Gegensatz dazu verführt uns das sanftmütige Rosa mit der romantischen Vorstellung von der selbstlosen Liebe, die sich in der bedingungslosen Hingabe zu den eigenen Kindern und dem Partner offenbart. Vielleicht ist das der Grund weshalb viele Mütter, mich eingeschlossen, ihre Töchter nach der Geburt zu pudrigsüßen Macarons ausstaffieren und zu frisch geschlüpften Märchenprinzessinen erklären. Und auch ich, wohlgemerkt nicht die Spielzeugbesitzerin selbst, musste durch die Lillifee und Rosa-Einhorn-Glitzerwelle hindurch, um wieder bunt denken zu können.

Ist Rosa weiblich?

Bis ca. 1920 galt Rosa als männlicher Farbton für Babys, da das „kleine Rot“ die Assoziationen Leidenschaft und Eros sowie Blut und Kampf weckte. Das „kleine Blau“, sprich Hellblau, war als Farbe Marias in der christlichen Tradition den Mädchen vorbehalten. Allerdings war in den ärmeren Bevölkerungsschichten die häufig gewaschene Babykleidung aus nicht farbechten Textilien meist neutral weiß mit farbigen Bändchen.

Nach dem Ersten Weltkrieg fand ein Umbruch statt. Blau wurde Symbol für die Kriegs- und Arbeitswelt und damit zur männlichen Farbe. Blaue Arbeitsbekleidung, modische marineblaue Matrosenanzüge und Uniformen in dunklen Blautönen prägten ab sofort das gesellschaftliche Bild vom perfekten Jungen. Hellblau wurde zur Farbe des zukünftigen Mannes, für die Mädchen wurde das Rosa zum traditionellen Farbkontrast.

Heutzutage wird Baby- und Kinderbekleidung immer farbenfreudiger. Durch die Vielfalt der angebotenen Textilien spielen zunehmend eher ökologische sowie nachhaltige Gründe bei der Kaufentscheidung eine Rolle, und die Bedeutung der geschlechtsspezifischen Klassifikation scheint abzunehmen. In vielen anderen Lebensbereichen sind die Farbadjektive hellblau und rosa jedoch weiterhin mit einer eindeutig geschlechtsorientierten Zuordnung besetzt, z.B. in der Nahrungsmittelindustrie. Wer kennt nicht die hellblauen oder rosafarbenen Kinder-Überraschungseier in den Regalen der Supermärkte? Für mich ist Rosa de facto eine umstrittene Farbe. Tolerabel vielleicht noch als pinkfarbener Dekoklecks.

Da kann ich stur sein. Und ich entdecke erschrocken die kleine, militante Elfe in mir.

Rosa - Pink