Herzenswünsche sind bekanntermaßen nicht käuflich, Sukkulenten schon.

Auf die Frage meiner Liebsten, was ich mir denn zu Weihnachten wünsche, antwortete ich in diesem Jahr wohlüberlegt, schnell, präzise und knapp: „Sukkulenten!“.

Nach dem Blick in die ratlosen Gesichter meiner Familie sah ich mich umgehend zu umfangreichen gärtnerischen Erklärungen ermutigt. Mit dem Erfolg, dass sich meine Gesprächspartner lauthals in Belustigungen über den in meinen Augen ganz zauberhaften Terminus SUKKULENTEN verloren und keinesfalls zu mehr Verständnis gelangten. Nach einer guten halben Stunde und einem unmissverständlichen Hinweis meinerseits machte sich die Familienbande, immer noch lachend und diskutierend,  auf den Weg in die Gärtnerei meines Vertrauens.

Sukkulenten (lat.: sucus=Saft; suculentus=saftreich) sind Pflanzen, die über wasserspeichernde Pflanzorgane verfügen. Je nach Speicherorgan unterscheidet man zwischen Blatt-, Stamm- und Wurzelsukkulenten.

Der meist kompakte Wuchs sowie die Bildung eines haarigen oder wolligen Flaums zahlreicher Sukkulenten verkleinern die Verdunstungsoberfläche der Pflanze. Verstärkt wird dieser Effekt bei vielen sukkulenten Pflanzen durch eine Wachsschicht auf den Blättern oder den äußeren Gewebeschichten und die Verlagerung der Photosynthese von den Blättern auf den Stamm. Warzen, Dornen und Rippen sowie die korkige oder sich abschälende Rinde einiger Vertreter dieser Art dienen der Beschattung der eigenen Oberfläche und der Abwehr von Fressfeinden. Zu den Abwehrmechanismen zählt auch die starke Giftigkeit zahlreicher Sukkulenten.

Meine Zuneigung entdeckte ich vor einigen Jahren während des Zusammenlebens mit sehr naturverbundenen und gärtnerisch begabten Menschen in einer wg-ähnlichen Hausgemeinschaft. Der Besitzer des gemeinsamen Gartens, ein bis zum heutigen Tage wahrer Freund der Herzen für meine ganze Familie, war ausgesprochener Liebhaber von Sukkulenten. Im Frühling, Sommer und Herbst konnten sich alle Bewohner des Hauses an den großen und kleinen Pflanzen in vielen Formen und Farben erfreuen. Liebevoll kombiniert und drapiert, in wunderschöne Gefäße und Töpfe gepflanzt, wurden sie im gesamten Garten und gerne auch in die unschönen Lücken der Beete arrangiert. Der Blick egal aus welcher Perspektive in den Garten hielt so zu jeder Jahreszeit eine bezaubernde Überraschung für den Betrachter bereit. Kam der erste Frost zogen die Meister der Wasserspeicherung mithilfe aller Hausbewohner in einer langen Prozession ins häusliche Winterquartier und wurden überall in den Fluren, Kellern und Wohnungen verteilt.

Gelegentlich werden Sukkulenten auch als Fettpflanzen bezeichnet. So gehört auch die wegen ihrer Pflegeleichtigkeit beliebte Fetthenne (Pflanzengattung Sedum, Familie Dickblattgewächse =Crassulaceae, auch Mauerpfeffer genannt) zu den je nach Art mehr oder weniger sukkulenten Pflanzen.

Die wahrscheinlich bekanntesten Vertreter der Sukkulenten sind Kakteen, die jedoch nur einen kleinen Teil der sehr umfangreichen Pflanzengattungen und -familien aller Sukkulenten ausmachen.

Was bitte sind denn Sukkulenten?

Wer den Blick in ein Sukkulenten-Lexikon wagt, dem wird die riesige Vielfalt dieser Saftreichen bewusst werden. So finden sich unter der Zuordnung zu den Sukkulenten, wobei allein die Fähigkeit Wasser im Pflanzenorgan zu speichern entscheidend ist, einige oder alle Gewächse aus den Gattungen und/oder Familien der Agaven, Aloe und Amaryllis, Brennnesseln und Bromelien (dazu gehört auch die Ananas), Malven, Maulbeeren und Melonen bis hin zu Nelkengewächsen, Orchideen, Passionsblumen und Portulak. Auch Sandelholzgewächse und Steinbrech sowie Wolfsmilchgewächse und Yamswurzeln werden aufgezählt.

Was bitte sind denn Sukkulenten?

Sukkulenten gelten als extrem anpassungsfähig und pflegeleicht. Die meisten benötigen viel Licht und Sonne. Deshalb sind sie besonders im Frühjahr und Sommer, nach einer behutsamen Zeit der Wiedergewöhnung an die UV-Strahlung der Außenwelt, über einen Platz im Freien sehr dankbar. Dafür reichen nach der Winterphase 1 – 2 Wochen an einem halbschattigen Platz mit etwas zerstreutem Sonnenlicht. Der sonnige Sommerplatz in Verbindung mit nächtlichen Temperaturabsenkungen ist für die Blütenbildung vieler sukkulenter Pflanzen eine wichtige Voraussetzung. Nichtblühende Arten gefallen mir aber ebenfalls sehr, da sie häufig bizarre, ungewöhnliche Blätter und bunte Stämme aufweisen.

Dauerregen im Sommer sowie Gießwasser von oben mögen viele Sukkulenten nicht. Regelmäßiges, mäßiges Gießen schon. Obwohl sie eine lange Trockenzeit eher vertragen und verzeihen als nichtsukkulente Pflanzen, darf man diese Genügsamkeit nicht überstrapazieren. Auch wenn sie häufig aus periodisch trockenen Gebieten stammen, brauchen sie Wasser um zu gedeihen. Wenn die oberste Schicht der Sukkulentenerde (geeignet ist auch Kakteenerde) vollständig ausgetrocknet ist, gieße ich direkt in den Untersetzer und schütte nach ca. 15 Min. das überschüssige Wasser weg.

Ich habe mit folgenden Grundregeln gute Erfahrungen gemacht:

  • Mäßiges Gießen zur Zeit des Hauptwachstums
  • Sparsames Gießen in der Ruheperiode
  • alle 2 – 3 Wochen während der Wachstumsperiode mit Sukkulentendünger verwöhnen
  • Umtopfen bei vollständiger Durchwurzelung des Pflanzgefäßes
  • Substrat im Topf nach der Winterperiode auffüllen oder austauschen
  • Tontöpfe oder Tonschalen, versehen  mit Tonscherben oberhalb des Topfloches, gewährleisten den Wasserabzug am besten und verhindern Staunässe

So – und jetzt bin ich mal gespannt aufs Christkind!

Das wird sich wahrscheinlich gerade fragen: „Was bitte sind denn Sukkulenten?“