Dieses Jahr soll mein knallbuntes Gemüsejahr werden.
Als ich begonnen habe meinen Garten zu gestalten, hatte ich viele Ideen im Kopf. In Gartenforen las ich über Permakultur sowie die vielfältigen Ansätze der Gartengestaltung und träumte infolge den Traum vom Selbstversorgergarten. Dass mein neuer Garten noch wild und beinahe unberührt im Dornröschenschlaf lag, machte mich vollkommen frei in Planung und Gestaltung, was mir sehr gefiel. Soweit die Theorie. Die vorhandene Fläche (600 m²) brachte mich aber schnell auf den Boden der Realität. Wie sollte es mir gelingen auf solch kleinem Platzangebot meine Wünsche zu realisieren?
Die Natur macht es uns vor, und ein Aufenthalt in Berlin half mir auf die Sprünge.
Auf einer Verkehrsinsel mitten im Berliner Kiez stolperte ich, im wahrsten Sinne des Wortes, über ein Nachbarschaftsprojekt zur Kultivierung von ungenutzten Flächen in der Stadt. Hier wuchsen mitten auf der Straße kleine Gehölze und Stauden, Blumen, essbare Kräuter und Sommerblüher sowie Gemüse, alles gemeinsam in einem Beet und bunt gemischt. Eine Schautafel führte die Auswahl der Gewächse dieser Mischkultur auf, die sich laut Erklärung in harmonischer Nachbarschaft optimal ergänzen würden und gleichzeitig für die Natur und den Menschen nützlich wären.
Was ist Mischkultur?
Die Mischkultur im Gartenbeet polarisiert die Gärtnerwelt. Was für den einen das reinste Chaos ist, hält der andere für einen Nutzgarten mit System. Sie ist das Gegenteil der Monokultur und sieht innerhalb des Gartens nicht ein Beet mit vielen Reihen einer Gemüseart vor, sondern viele kleine und größere Beete, die Pflanzensorten unterschiedlichster Art mit gleichen Anforderungen an den gemeinsamen Standort vermischen. Solange diese Bedürfnisse der einzelnen Pflanzenpartner berücksichtigt bleiben, ist erlaubt, was gefällt. Auf diese Weise finden an einem Ort sowohl zeitlich als auch räumlich diejenigen Gewächse zusammen, die sich sowohl oberirdisch als auch unterirdisch optimal ergänzen ohne sich zu bedrängen.
Vorteile mit einer Auswahl an Praxisbeispielen:
- optimale Nutzung des vorhandenen Platzangebotes ⇔ dichte Bepflanzung ist erwünscht ⇔ Kräuter entfalten ihre positive Wirkung meist optimal bei möglichst viel Nähe zu ihren Beetpartnern ⇔ durch Unterpflanzung (z.B. Stangenbohnen mit Kräutern) auch in die Höhe ⇔ speziell für kleine Gärten eine gute Möglichkeit nicht auf vielfältigen Gemüseanbau verzichten zu müssen
- bessere Befruchtung ⇔ Bestäuberinsekten werden durch die Vielfalt im Beet angezogen
- guter Ertrag ⇔ bei überlegter Auswahl der Pflanzennachbarn unter Beachtung der Fruchtfolge besteht geringere Nährstoffkonkurrenz (Starkzehrer und Schwachzehrer) bei unterschiedlicher Substanzabgabe der einzelnen Pflanzen an den Boden ⇔ Wechselspiel aus Geben und Nehmen ⇔ Zwiebeln und Möhren ⇔ Kopfsalat und Kresse ⇔ Radieschen und Mangold ⇔ Kohl und Erbsen
- intensiver Geschmack ⇔ durch Wurzelausscheidungen ⇔ Bohnen und Bohnenkraut ⇔ Kartoffeln mit Kümmel oder Koriander
- günstiges Mikroklima ⇔ durch möglichst ganzjährigen Bewuchs und gegenseitige Beschattung
- weniger Krankheiten ⇔ durch Wurzelausscheidungen ⇔ Knoblauch oder Schnittlauch können Pilzsporen im Boden reduzieren ⇔ Knoblauch gegen Weiß- und Rotfleckenkrankheit sowie Grauschimmel an Erdbeeren ⇔ Schnittlauch gegen Rostpilzbefall an Rosen ⇔ Basilikum gegen Mehltau an Tomaten und Gurken
- weniger Schädlinge ⇔ gezielte Nutzung der Duftstoffe von Kamille, Ringelblume, Tagetes oder Sonnenhut gegen Nematoden ⇔ von Tagetes gegen Fadenwürmer bei Rosengewächsen ⇔ von Petersilie gegen die Möhrenfliege bei Karotten ⇔ von Salbei und Lavendel gegen Blattläuse nicht nur bei Rosen
- weniger Bodenverdunstung ⇔ durch gegenseitige Schattierung ⇔ hochwachsende Tomaten und niedrigwachsende Kohlrabi ⇔ Mais (Sonnenanbeter) und Kürbis (Schattenliebhaber)
- weniger Bodenerosion ⇔ frei gewordener Platz im Beet wird durch nachwachsende Pflanzenpartner belegt ⇔ kann durch Nachsäen genutzt und unterstützt werden
- essbare Bodendüngung ⇔ Feldsalat, Sonnenblumen, Kresse, Lupine, Senf, Spinat, …
- bessere Bodenlockerung und -durchwurzelung ⇔ gleichzeitige Anpflanzung von Tief- und Flachwurzlern ⇔ Möhre (Tiefwurzler) und Salat (Flachwurzler)
- individuelle Anwendungsmöglichkeiten ⇔ der eigenen Kreativität setzen nur die Bedürfnisse der Gewächse Grenzen ⇔ Balkonkasten, Gartenbeet, Hochbeet, Hügelbeet, Frühbeet, Gewächshaus, … ⇔ Kräuter, Gemüse, Wildkräuter, Sommerblumen, Stauden, Gehölze, … ⇔ einzelne Reihen mischen ⇔ Gruppen pflanzen ⇔ alles kunterbunt im Pippi-Langstrumpf-Style
- Genuss mit allen Sinnen ⇔ in den Garten gehen ⇔ Salat und Kräuter ernten ⇔ doch noch einige Lavendelblüten für die Salatsauce pflücken ⇔ sich über das Wachstum der Erdbeeren freuen ⇔ einen Neuankömmling im Hochbeet begrüßen ⇔ den Wind spüren ⇔ am Rosmarin schnuppern …
Herausforderungen an mich als Mischkultur-Newcomer:
- notwendige Planung ⇔ ich lasse mich im Garten gerne von meiner eigenen Wahrnehmung leiten ⇔ doch wer mag schon Streit im Gartenbeet ⇔ sich mit Informationen zu versorgen, um harmonische Pflanzennachbarschaften festzulegen, ist an dieser Stelle notwendig ⇔ Mischkulturtabellen sind das Ergebnis zahlreicher Erfahrungswerte von vielen Biogärtnern und bei der Planung hilfreich ⇔ Aussaattermine nicht versäumen
- ausprobieren ⇔ manches klappt ⇔ manches klappt nicht ⇔ mutig sein ⇔ neuer Versuch
- klein anfangen ⇔ Jahr für Jahr einzelne Beete weiter differenzieren
- gut funktioniert hat im ersten Jahr ⇔ Erdbeeren und Karotten mit Knoblauch und Bohnenkraut ⇔ Zucchini und Kopfsalat mit Dill ⇔ Pfefferminze mit Salat ⇔ Lavendel in allen Beeten mit Salbei gegen Schnecken
- nicht gut funktioniert hat im ersten Jahr ⇔ Tomaten mit Fenchel ⇔ Zwiebel mit Radieschen ⇔ erst gar nicht gewachsen ⇔ dann verkümmert
So wie es aussieht, wird dieses Jahr mein knallbuntes Gemüsejahr werden. Ich freu mich.
12. Oktober 2017 at 16:23
Mitten ins Herz…bin Berlinerin ;-) Toll geschrieben! die Marion
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12. Oktober 2017 at 17:07
Dankeschön – Knicks 😊. Ich besuche immer noch regelmäßig meine Familie und Freunde in Berlin. Berlin bleibt halt Berlin, auch wenn ich inzwischen nicht mehr dort lebe. LG von gartenkuss 🙋🌞🌻
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23. April 2016 at 10:35
Super Artikel :)
https://aennloves.wordpress.com
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23. April 2016 at 10:46
Dankeschön 💕. LG von gartenkuss 🙋⛅🍃🌿🌼🍅🍐🍉🌸
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23. April 2016 at 0:00
Genau so hätte ich gerne meinen Garten. Möglichst dicht bewachsen. In den letzten 16Jahren habe ich viel von meinem Garten gelernt, vor allem, dass ich niemals fertig sein werde :)
Fröhliches gärtnern!
LG Tanja
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23. April 2016 at 9:44
Und genau das gefällt mir so am Gärtnern 💚. Man wird nie fertig, und der Weg ist das Ziel 😃. Dir einen schönen Frühling. LG von gartenkuss 🙋☀🍃🌿🌱🍀
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23. April 2016 at 20:52
Und beim gärtnern ändern sich die Pläne häufig durch die Pflanzen selbst, weil sie sich selbst ihr Plätzchen suchen. Dir auch einen schönen Frühling und viele blühende Überraschungen. LG Tanja
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25. März 2016 at 21:02
…für mich die hohe schule des gärtnerns! danke für deine erfahrungen, haben mich motiviert mehr drüber zu lernen, wie ich mein hochbeet optimal bestücken kann ;)
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25. März 2016 at 23:09
Das freut mich. Ich wünsche dir friedliche Ostertage. LG von gartenkuss 🙋☀🍀🐝
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4. März 2016 at 20:28
Dein Hobby finde ich super klasse und deine Leidenschaft imponiert. Klasse Posting. Da ich mehr für`s Essen zu begeistern bin, ist mir verständlich das erste Bild ins Auge gesprungen. Super Foto. Kompliment.
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5. März 2016 at 14:02
Ich danke dir für deine lieben Worte 💕. LG von gartenkuss 🙋 💚
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29. Februar 2016 at 13:37
Deinen Beitrag muss ich unbedingt meinem Mann zeigen! Der ist nämlich bei uns der Gemüsegärtner, ich pflege eher die Kräuter … Danke für diesen interessanten Beitrag!
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29. Februar 2016 at 13:42
Bitte gerne 💕. Bin gespannt, was dein Gemüsegartenmann dazu sagt. LG von gartenkuss 🙋 🌷
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28. Februar 2016 at 11:39
…ich experimentiere seit Jahren und mache unterschiedliche Erfahrungen. Nicht immer kann ich mich auf die Angaben anderer verlassen, weil die Bedingungen bei mir eben speziell sind…Boden, Klima, Schädlinge…und dann sind die Jahre unterschiedlich, was in einem Jahr gut gedeiht, kann im nächsten Jahr nicht wachsen wollen, manchmal gibt es einfach keine logische Erklärung dafür…Aber es wird immer besser. Anfangs wollten auf dem lehmigen Boden hier nicht einmal Radieschen wachsen, heute wächst so ziemlich alles. Seit eh schon mische ich die Pflanzen auf den Beeten, damit sie sich gegenseitig schützen und helfen. Das klappt sehr gut. Aber ich habe nach wie vor Beete mit Reihen, da mir eine ungeordnete Anordnung zu viel Arbeit macht. Es reicht schon, dass ich die Sonnenblumen – das sind meine heiligen Gartenkühe – stehenlasse, wo sie wachsen wollen…
…dann wünsche ich Dir weiterhin viel Freude und Erfolg!
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28. Februar 2016 at 14:04
Deine Erfahrungen machen Mut, ich danke dir 💕. LG an deine „heiligen Gartenkühe“ 😃😃😄 von gartenkuss 🙋 🍃🌱
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29. Februar 2016 at 19:35
Danke, die „Kühe“ wachasen erst ab Mai, ich richte es ihnen aus…
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26. Februar 2016 at 22:11
Ich hätte auch so gern einen kleinen Garten !!!!! Da wird man ganz blass vor Neid :O
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27. Februar 2016 at 8:42
Kann ich verstehen. Aber wer weiß 🌈, das Leben geht so wundersame Wege, und vielleicht buddelst du auch schon bald in der Erde 😉. Ich wünsch es dir 💚. LG von gartenkuss 🙋 🍀
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26. Februar 2016 at 17:50
Ich bin nicht so der Planer. Ich probiere aus und achte auf mein Bauchgefühl.Und es ist ja ein Steingarten und den habe ich vor gut einem Jahr erst angelegt… Und da der Frühling hier… kann ich auch noch nicht viel sagen. Doch was mir wichtig ist, gedeiht. ;)
Liebe Grüße,
Frank
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26. Februar 2016 at 18:10
Bauchgefühl ist immer gut 💕. Bei uns lässt der Frühling auch sicherlich noch eine Weile auf sich warten, der launische Winter in den Bergen geht häufig nicht vor Anfang Mai. Ich wünsche dir einen schönen Vorfrühling 🌷- Spätwinter ❄. LG von gartenkuss 🙋 🍃🌱
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26. Februar 2016 at 20:42
Herzlichen Dank für den tröstenden Kommentar.
Immerhin geht es meinen Steingartensukkulenten prächtig. Einige waren verschwunden und sind jetzt wieder da und andere haben sich vermehrt und sind größer geworden. Und ganz toll wächst mein Zymbelkraut.
Liebe Grüße,
Frank
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26. Februar 2016 at 8:16
Wunderbarer, inspirierender Artikel! Ich bin auch gerade am Planen, was es heuer denn so werden wird (und werde HEUTE Samen kaufen!) Fix ist schon mal eine Wildtomate die ich unbedingt ausprobieren möchte (meinst du mögen die Basilikum auch so als Pflanzpartner wie die klassische Tomate?) , außerdem sollen ja keinen Stab brauchen sondern sich am liebsten entlang des Gartenzauns bewegen. Gräm dich nicht wegen der Radieschen, ich bringe seit 3 Jahren jedes Jahr einen Salbei ums Eck und finde nicht heraus warum der bei mir auf einmal nicht mehr mag (früher war der nicht zum Umbringen) Gärtnerschicksal!
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26. Februar 2016 at 13:06
Dankeschön 💚. Planen und Vorfreude sind so zum Winterende doch immer wieder ein wunderbares Vergnügen 😃. Das mit den Tomaten würde ich ausprobieren, ich habe mit Wildtomaten keine Erfahrungen, würde mich aber freuen, wenn du berichten magst, wie sie bei dir gewachsen sind. Drück dir ganz fest die Daumen, dass es dieses Jahr der Salbei gut meint. LG von gartenkuss 🙋 🍃🌱🍀
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26. Februar 2016 at 7:41
Guten Morgen. Klasse und informativer Beitrag! Liebe Grüße :-)
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26. Februar 2016 at 8:42
Vielen lieben Dank. Auch dir einen schönen Tag. LG von gartenkuss 🙋 🍃🌱
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26. Februar 2016 at 0:56
Ich wuensxche Dir viel Erfolg mit der Mischkultur. Davon hatte ich noch nie gehoert, aber es scheint mir ein ueberzeugendes Konzept zu sein.
Hab’s fein,
Pit
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26. Februar 2016 at 8:30
Sehe ich auch so. Einige Versuche sind auf jeden Fall lohnenswert. Auch dir einen feinen Tag. LG von gartenkuss 🙋 💚 🍃🌱
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25. Februar 2016 at 21:29
Oh das liest sich gut 😃…ich liebe dieses „Chaos“ im Garten, Trau mich nur oft nicht zu experimentieren…na vielleicht ja diese Jahr 😃
Liebe Grüße von Andrea
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26. Februar 2016 at 8:35
Kann dich gut verstehen 🌸. Lass uns mutig sein 🌈. Wünsche dir einen luftig-leichten Tag. LG von gartenkuss 🙋 🍃🌱
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26. Februar 2016 at 9:46
Genau 😃 und luftig-leicht wird der Tag hier…Schneeflöckchen schweben grad am Fenster vorbei 😍
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25. Februar 2016 at 20:41
Ich wünsche auch Dir in diesem Jahr viel Erfolg für Dein Gartenjahr!! Drück dir Daumen, dass wir alle an diesem Wochenende ein wenig im Garten schaffen können :)
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25. Februar 2016 at 23:11
Ja, das wäre prima. Auch ich wünsche dir Erfolg und viele schöne Stunden in deinem Garten. LG von gartenkuss 🙋 🍃 🌱
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25. Februar 2016 at 20:13
Toller Artikel! Ich probiere auch vieles einfach aus. Die Radieschen sind im letzten Jahr bei mir auch nicht gewachsen. Ich habe es zweimal versucht: die ersten sind nicht gewachsen, die zweiten wuchsen, haben aber keine Radieschen mehr gebildet, sondern nur grün. Habe auch von anderen gehört, dass es keine Jahr für Radies war. Zwiebeln sind auch nix geworden … LG Beate
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25. Februar 2016 at 20:18
Deine Worte trösten mich und machen Mut 😃. Freu mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Wünsche dir noch einen schönen Abend. LG von gartenkuss 🙋 🍃
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