Wenn der Frühling im späten Winter lange auf sich warten lässt, bin ich gerne in unseren Wäldern unterwegs. Auf den sonnigen Hängen der Berge unter dem Schutz der Bäume sprießen Märzenbecher und viele Kräuter mit dem schmelzenden Schnee um die Wette, während mein Garten noch tief schläft.

Grüner Wintergenuss aus dem Wildbach
Grüner Wintergenuss aus dem Wildbach

Da ich es liebe im Wald die unzähligen kleinen Wasserläufe zu erkunden, sind die Blätter eines besonderen Wildgemüses zu dieser Zeit häufiger auf unserem Speiseplan zu finden, nämlich die der Echten Bachkresse.

Auch als Brunnenkresse (lat. Nasturtium officinale, althochdeutsch cresso = scharf), Wasserkresse, Bachbitterkraut, Paderkerse oder Wassersenf bekannt, bevorzugt die wintergrüne, ausdauernde Pflanze fließende, kühle und nährstoffreiche Gewässer in sonniger bis halbschattiger Lage, z.B. Quellen, Bäche und Teiche. Auf ihren 15 – 90 cm langen Stengeln im Wasser treibend, breitet sie ihre kleinen, grasgrünen Blätter wie einen Teppich auf dem fließenden Wasser aus.

Grüner Wintergenuss aus dem Wildbach

Bachkresse ist durch die frühe Erntezeit im Winter und Frühling ein wichtiger Vitamin-Lieferant. Sie enthält Vitamin A, B1, B2, C und E sowie Gerbstoffe, Bitterstoffe, Eisen, Jod, Zink und Calcium, und ihre Wirkung wird in der Literatur als anregend, antibakteriell, blutreinigend, harntreibend und blutzuckersenkend beschrieben. Die Bachkresse ist damit nicht nur gegen typische Winterbeschwerden eine kleine Wunderwaffe.

Bis zur Blütezeit Ende Mai hat das Wildgemüse seinen frisch-pfeffrig-scharf-würzigen Geschmack entfaltet und kann geerntet werden. Der Nektar aus den kleinen, weißen Blüten ist dann bis in den September hinein eine leckere Speise für alle Falter und Bienen. Nach der Blüte sind die Blätter nicht mehr so saftig und werden härter. Der menschliche Geniesser mag der Pflanze dann eine Regenerationszeit gönnen und abwarten bis im Winter neue Blätter austreiben.

Grüner Wintergenuss aus dem Wildbach

Geschmacklich erinnert die Bachkresse bedingt durch die enthaltenen Senföle an die heimische Gartenkresse. Sie wird in unserer Region gerne als Salat oder Salatbeigabe sowie als Suppeneinlage verwendet, ich aber bereite aus den leckeren Blättern am liebsten ein Pesto zu.

Dafür mixe ich Bachkresse, Cashewkerne, Walnussöl, Salz und evtl. geriebenen Parmesankäse (für alle Nicht-Veganer) in einem Küchenmixer auf kleinster Stufe durch. Wichtig ist die kurze und nicht zu starke Verarbeitung, da die Bachkressencréme sonst bitter schmeckt. Mit Pasta vermischt oder zu Pellkartoffeln einfach lecker!

Grüner Wintergenuss aus dem Wildbach

Nachtrag:

  • Die Bachkresse ist leicht mit dem Bitteren Schaumkraut (der Verzehr ist wenig schmackhaft, aber ungiftig) zu verwechseln, da beide Pflanzen die gleichen Standorte lieben. Im Unterschied zur Bachkresse sind die Stängel des Bitteren Schaumkrauts mit Mark gefüllt.
  • Zum Trocknen eignet sich die Bachkresse aufgrund des Geschmacksverlustes nicht.
  • In der Schwangerschaft sollte die Bachkresse nicht angewendet werden, da man ihr wehenfördernde Wirkung zuschreibt.