Schon lange hege ich einen Plan. Und Pläne für den Garten sind wie fluffiger Hefeteig. Damit sie gelingen, müssen sie geduldig gären und wachsen sowie mehrmals durchgeknetet werden. Es muss halt alles passen!

Im letzten Sommer haben wir unseren Bienenwald eröffnet, und schnell war klar, dass wir den vielen Wildbienen und ihren Bestäuberfreunden bei uns einen sicheren Platz zum Winterwohnen und Nisten anbieten möchten. Die Ruhe im Garten über den Jahreswechsel habe ich genutzt, um ein Insektenhaus zu planen. Ihr wisst schon – gären, wachsen lassen und durchkneten.

Café Bienenwald

Die ersten Insektenhäuser für Wildbienen wurden in England bereits um 1840 aufgrund privater Initiativen gebaut. Sie dienten vorwiegend Forschungszwecken und gelten als die Vorläufer der heutigen Nisthilfen für Insekten. Seit den 1990er Jahren halten diese auch zunehmend Einzug in unsere heimischen Gärten und spielen eine wichtige Rolle im Rahmen der Permakultur. Insektenhäuser bieten vielen Insektenarten, nicht nur den Wildbienen, die Möglichkeit in Ruhe zu brüten, den Nachwuchs aufzuziehen und in Sicherheit zu überwintern. Ist ihr natürlicher Lebensraum doch selbst bei uns in vielen Regionen eingeschränkt oder gar bedroht.

Café Bienenwald

Nisthilfen für Wildbienen und Co. leisten folglich einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, der nicht nur schön anzusehen ist, sondern gleichzeitig viel Freude beim Betrachten und Erforschen macht. Ein sinnliches Vergnügen der meditativen Art. Ein weiterer Nutzen ist, dass im Garten angesiedelte Bestäuberinsekten die Bestäubungsrate von Obst und Gemüse erhöhen, was das grüne Gärtnerherz erfreut.

Café Bienenwald
… unser Prototyp 1 für ein Mehrgenerationenhaus.
  • Bauform: Regal
  • Material (glatt gehobelt, chemisch unbehandelt): Lerchenholz (Kanthölzer, Böden, Dach) und Fichtenholz (Querstreben, Rückwand)
  • Verschraubungen: Metall (Hozschrauben, verzinkt)
  • Maße: Höhe 170 cm (zuzüglich im Erdreich versenkte 50cm), Breite 100 cm, Tiefe 39 cm (zuzüglich Dachüberstand 15 cm)
  • Füllmaterial für die einzelnen Zimmer: nach Bedarf des Bewohners
  • Für kreative Dekoliebhaber: Namensschild, Drahtgitter als Geländer, Umpflanzung

Insektizide oder Pestizide kommen in meinem Garten nicht zum Einsatz, und für einen besonderen Problembereich habe ich mir ein spezielles Insektenhaus überlegt. Hartriegel und Duftjasmin in der hintersten Gartenecke kämpfen jedes Jahr neu mit einer vernichtenden Blattlausplage. In deren Nähe möchte ich ein Insektenhaus abgestimmt auf die Bedürfnisse von Florfliegen, Ohrenkneifern und Marienkäfern aufstellen.

Café Bienenwald
… unser Prototyp 2 für alle Blattlausvernichter.
  • Bauform: Regal
  • Material (glatt gehobelt, chemisch unbehandelt): Lerchenholz (Kanthölzer, Böden, Dach) und Fichtenholz (Querstreben, Rückwand)
  • Verschraubungen: Metall (Holzschrauben, verzinkt)
  • Maße: Höhe 170 cm (zuzüglich im Erdreich versenkte 50cm), Breite 40 cm, Tiefe 39 cm (zuzüglich Dachüberstand 15 cm)
  • Füllmaterial: Holzwolle (Florfliege und Marienkäfer), Tontöpfe mit Stroh (Ohrenkneifer)
  • Für kreative Dekoliebhaber: Namensschild, Drahtgitter als Geländer, Umpflanzung

Weitere friedliche Nützlinge aus Gärtnersicht, die abhängig vom bestückten Füllmaterial in die verschiedenen Zimmer des Hauses einziehen könnten, sind Wildbienen (Solitärbienen), Erdwespen, Käfer und Schmetterlinge. Hummeln haben spezielle Ansprüche.

Café Bienenwald

Aufgrund der persönlichen Spezialisierung (Nistplatzwahl und Futterquellen) der Insekten ist es für ein gutes Gelingen notwendig, dass man sich vor dem Aufstellen einer Behausung für eine Insekten-WG einige Fragen stellt:

  • Welche Arten kommen in meiner Region (hier hilft der Blick in den hauseigenen Garten und ins Internet) vor?
  • Wo ist ein geeigneter (sonniger, Einfluglöcher möglichst in Süd-Ostrichtung oder wetterabgewandt, wind- und regengeschützter) Standort?
  • Welche Bedürfnisse (z.B. naturgetreue und artgerechte Bestückung der Nistmaterialien, evtl. Lehm, Sand und Wasser am Boden) an ihre Behausung haben die neuen Gartenbewohner?
  • Reicht mein Platzangebot für ein großes Insektenhaus oder soll es eine kleine Nisthilfe sein?
  • Ist das Nahrungsangebot (Nektar- und Pollenquellen, Blattläuse) in der Nähe des Insektenhotels ausreichend vorhanden? Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Ansiedelung von Bestäuberinsekten. Keine Party ohne Buffet für die Gäste!
  • Familien mit kleinen Kindern ist anzuraten einen Standplatz zu wählen an dem die Minis unter Aufsicht sind. Fühlen sich im Grunde friedliche Wildbienen oder Wespen bedroht, könnte es verständlicherweise durchaus sein, dass sie stechen. Das gleiche gilt für die Haustiere der Familie. Unsere Katzen sind zum Glück stets tiefenentspannt, eher gemütlich unterwegs und interessieren sich nicht für die umherfliegenden Garteninsekten.
Café Bienenwald
In diesem Bereich des Gartens entsteht eine Nascheckemit unterschiedlichen Beerensträuchern und Säulenobstbäumen. Ein idealer Standplatz für unsere Insektenhäuser mit gleichzeitiger Sichtschutzfunktion.

Die einzelnen Zimmer in den Nützlingshäusern artgerecht zu bestücken ist eine planerische Herausforderung. Zur Zeit findet ihr mich täglich im Wald. Ich sammle alles, was als Material für die Einrichtung in Frage kommt. Ich suche Totholz, Baumrinde, Stroh, Tannenzapfen, Steine in allen Größen, leere Schneckenhäuser (sehr beliebt bei einigen Wildbienenarten), leere Pflanzenstängel, Schilfrohre, Baumscheiben und trockene Blütenstände. Selbstverständlich alles frei von Holzschutzmitteln und Pestiziden. Tonziegel, Mauersteine und jede Menge Bambusstäbe habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen.

Durch unsere Obstbaum-Beschneide-Aktion vor einigen Tagen standen uns eine Menge kleiner Hölzer zur Verfügung. Diese haben wir auf das erforderliche Innenmaß für die zukünftigen Zimmer zugeschnitten.

Café Bienenwald

Eingerichtet wird möglichst von schwer nach leicht, um die Standfestigkeit des Insektenhauses zu gewährleisten. Also Steine und größere Hölzer nach unten verstauen, leichtere Wohneinheiten nach oben packen, wobei die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner den endgültigen Möblierungsplan bestimmen. Lücken und Hohlräume lassen sich prima mit abgestorbenen und abgetrockneten Pflanzenteilen oder Schilfhalmen ausfüllen, was die Auskühlung im Winter vermindert. Schließlich sollen sich die Tiere auch in der kalten Jahreszeit sicher fühlen und diese unbeschadet überstehen.

Café Bienenwald
… da hat wohl jemand etwas falsch verstanden.

Dann gehe ich jetzt mal wieder sammeln. Dabei kann ich mein Café Bienenwald wunderbar wachsen lassen und gedanklich durchkneten.