Wenn im Frühling die ersten Beerensträucher und Obstbäume blühen, suchen die zukünftigen Hummelköniginnen einen Platz zum Nisten. Die pummeligen, brummenden und in sich ruhenden Regentinnen eines baldigen Hummelvolkes sind häufig schon zu hören, bevor man sie betrachten kann. Hummeln (lat. Bombus – dumpfer Ton, Brummen) gehören zu den Echten Bienen und sind in erster Linie Bewohner der gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel unserer Erde, wobei von den insgesamt etwa 250 Hummelarten zirka 70 Arten in Europa vorkommen. So wie viele andere Bestäuberinsekten, z.B. Wildbienen, sind sie leider auf gesetzliche Schutzbestimmungen angewiesen, da alleine in Deutschland fast 20 Hummelarten als bedroht gelten.

Ein Domizil für die Hummelprinzessin
Steinhummel

Jede Hummel, die man im zeitigen Frühjahr sieht, ist eine Hummelprinzessin. Sie alle fliegen bereits zu Jahresbeginn ab einer Außentemperatur von 2 Grad Celsius (> Wildbienen erst ab ca. 4 – 6 Grad Celsius) und finden zu dieser frühen Frühlingszeit in den heimischen Gärten häufig noch nicht genügend Nahrung vor. Bemerkt man eine solch hungrige und entkräftete Hummel im eigenen Garten sichert ihr ein wenig bereitgestellte Zuckerlösung das Überleben.

Rezept:

  • 4 Teile Fruchtzucker
  • 2 Teile Zucker
  • 3 Teile kaltes Wasser
  • Zucker in Wasser auflösen
  • Die fertige Zuckerlösung in kleine Töpfchen (z.B. Schraubverschlüsse oder umgedrehte Legosteine) füllen und der Hummel hinstellen.
  • An meiner Schmetterlingsfutterstelle habe ich dieses Jahr ebenfalls Hummeln beobachtet. Die dort angebotene Zuckernahrung scheint ihnen also auch zu schmecken.

Nach erfolgreicher Nistplatzsuche gründet die junge Königin ein Volk von bis zu mehreren 100 Tieren aus Arbeiterinnen, Drohnen und Jungköniginnen. Meist Ende September ist das Hummelvolk gestorben, nur die Auserwählte überwintert und muss im nächsten Frühjahr völlig auf sich alleine gestellt ein neues Volk gründen. Hummeln fliegen im Gegensatz zu den Bienen auch bei regnerischem Wetter, weil ihr Nahrungsvorrat wesentlich kleiner ist als der von Bienenvölkern. Sie sichern so auch in kühleren und feuchteren Sommern die Blütenbestäubung von zahlreichen Zier- und Nutzpflanzen. Die fleißigen Brummsen sind täglich bis zu 18 Stunden aktiv und sammeln Nektar und Pollen in vielen hundert Blüten pro Tag, selten jedoch mehr als zwei verschiedene Blütenarten pro Ausflug. Die Schaffung eines ganzjährigen sowie abwechslungsreichen Blütenangebotes ist demnach für alle Hummelarten die wichtigste Maßnahme zur Unterstützung. Als Nistplätze werden sowohl ober- als auch unterirdische Quartiere benutzt, wie z.B. Mäuselöcher (Erdhummeln), leere Vogelnester und hohle Baumstämme (Baumhummeln).

Ein Domizil für die Hummelprinzessin
Hier habe ich Totholz aus einem Wildbach in die Erde gebracht und stabil befestigt. Eine einfache und effektive Nisthilfe.

Eine weitere Möglichkeit zum Selbermachen ist das Eingraben eines Tontopfes. Hierzu finden sich im Internet sowohl zahlreiche Artikel als auch Videos.

Ein Domizil für die Hummelprinzessin
Ein Loch graben und zwecks guter Drainage mit Steinen ausfüllen. Tontopf (ca. 20 cm Durchmesser) locker mit unbehandelter Holzwolle, Stroh, Schafwolle oder getrocknetem Gras füllen.
Ein Domizil für die Hummelprinzessin
Tontopf umgekehrt in das Loch einbringen und mit Erde auffüllen. Damit keine Erde beim Auffüllen in den Topf rieselt, das zukünftige Einflugloch mit einem Stein abdecken.
Ein Domizil für die Hummelprinzessin
Ich habe mich entschieden die Umgebung zu mulchen, damit die Schnecken Abstand halten. Zwecks Regenschutz – wichtig! – das Einflugloch mit Steinen abdecken.

Problematisch bei oben gezeigter Methode ist die sich sammelnde Feuchtigkeit, oder dass die Töpfe im schlimmsten Fall sogar mit Wasser volllaufen. Eine Anbringung unter Bäumen oder unter größeren Gehölzen soll aber funktionieren falls für ausreichend Regenschutz gesorgt ist.

Im Handel, selbst bei Discountern, finden sich immer mehr Angebote für vorgefertigte Nistplätze oder entsprechende Bausätze. Ob diese sich an den Bedürfnissen der Hummeln orientieren und als Nisthilfe oder gar zur Überwinterung geeignet sind, mag jeder wahre Hummelfreund für sich entscheiden.

Ein Domizil für die Hummelprinzessin

Nachtrag:

  • Das abwechslungsreiche, natürliche und lebensraumnahe Blütenangebot ist die wichtigste Maßnahme zur Unterstützung aller Bestäuberinsekten.
  • Liste von einigen hummelleckeren Gartenblühern:
    • Vorfrühling: frühblühende Weiden, Kleine Taubnessel, Hornveilchen, Maiglöckchen, Christrose, Krokus, Küchenschelle, Löwenzahn, ect.
    • Erstfrühling: spät blühende Weidenarten, Lungenkraut, Rote Zierjohannisbeere, Johannisbeere, Stachelbeere, Kirschbäume, Apfelbäume, Birnbäume, Kornelkirsche, etc.
    • Vollfrühling: Akelei, spät blühende Obstgehölze, Beinwell, Phacelia, Chinesische Glyzinie, Erdbeeren, Raps, Rot- und Weißklee, Lupinen, Wildrosen, Rosskastanie, ect.
    • Frühsommer: Robinie, Kriechender Günsel, Wiesenstorchschnabel, Himbeeren, Brombeeren, Akelei, Fingerhut, Katzenminze, Klee-Arten, Wildrosen, Klatschmohn, Salbei, Eisenhut, Glockenblumen, Kornblumen, Linden, Hortensien, Hibiskus, Ysop, Glockenblumen, ect.
    • Hochsommer: Geißblatt, Katzenminze, Herzgespann, Lavendel, Oregano (Majoran), Thymian, Quendel, Ysop, Nachtkerzen, Fingerhut, Zottelwicke, Klee-Arten, Salbei-Arten, Bohnen, Rittersporn, Kürbis, Zucchini, Gurken, Löwenmaul, Kornblumen, Fuchsien, frühe Sonnenblumen, Schwarznesseln, Disteln, Kugeldisteln, Borretsch, ect.
    • Frühherbst: Rotklee, Phacelia, Löwenmaul, Blutweiderich, Sonnenblumen, Fuchsien, Katzenminze, Ysop, ect.
    • Herbst: Schwarznessel, Ochsenzunge, Astern, Rotklee, ect.
  • Der Platz für eine Hummelnisthilfe sollte sorgfältig ausgewählt werden, d.h. Einflugöffnungen sollten nach Osten zeigen, Morgensonne mit anschließendem Schatten ist ideal, Regenschutz ist dringend notwendig.
  • Auch eine Hummel muss mal schlafen. Deshalb auf nächtliche Gartenbeleuchtung in unmittelbarer Nähe zur Nisthilfe verzichten.
  • Gefürchtete Parasiten sind z.B. Wachsmotten.

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