Mein Gartenherz gehört den wilden Bienen.

Dass Wildbienen, Honigbienen und Hummeln in ihrer Existenz zunehmend bedroht sind, und welche gärtnerischen Maßnahmen für die Insekten hilfreich sein können, hat mich bereits mehrfach in meinen Beiträgen beschäftigt. So wie die Hummeln fliegen Wildbienen bereits ab einer niedrigen Außentemperatur von wenigen Grad Celsius, weshalb sie für die Befruchtung der meisten Kulturpflanzen eine unverzichtbare Rolle einnehmen. Diese überaus friedliebenden Insekten sind es, die bei kälteren Wetterverhältnissen zur Zeit der Obstbaumblüte noch fliegen, wenn es den Honigbienen zu kalt ist. Wodurch die wilden Bienen häufig die Ernte eines ganzen Sommers retten.

Wild und frei
Marillenblüte im frostigen April 2016

Künstliche Nisthilfen sind inzwischen in vielen Gärten anzutreffen. Leider sind diese häufig völlig ungeeignet. Bei verschiedenen Discountern findet man Modelle für wenige Euro, die den Tieren eher schaden als nützen oder erst gar nicht angenommen werden. Echter Wildbienenschutz beginnt mit der Erhaltung des natürlichen Lebensraumes, weshalb ich in dieser Gartenperiode an der Blütenfülle durch einheimische Wildpflanzen, weiteren Obstbäumen sowie heimischen Gehölzen in meinem Garten arbeite. Die spezialisierten Einzelgänger fliegen nämlich nur kurze Strecken und sind auf Nektar und Pollen meist einer einzigen Pflanzenart möglichst in unmittelbarer Nähe der Nistgelegenheit angewiesen. Oft von Wildbienen besucht werden in meinem Garten Taubnessel, Lavendel, unterschiedliche Kräuter, wie z.B. Thymian und Majoran, alle Doldenblütler, wie z.B. Koriander, Dill oder Sterndolde, sowie alle Wiesenblumen, wie z.B. Glockenblume, Klee oder Löwenzahn.

Wild und frei
Es reicht auch an einigen Stellen im Garten, hier ist es der Bereich Naschgarten und Insektenhäuser, einfach mal gar nichts zu tun, und die Natur machen zu lassen.

Das abwechslungsreiche, natürliche und lebensraumnahe Blütenangebot ist die wichtigste Maßnahme im eigenen Garten zur Unterstützung aller Bestäuberinsekten.

Die meisten Wildbienenarten leben nur ein Jahr. Ihre Larven überwintern, und im nächsten Frühling wird die nächste Generation geboren. Jede Art bevorzugt ganz individuelle Nistmöglichkeiten, wie Bambusröhren oder hohle Pflanzenstengel (Dreizahn-Mauerbienen, Gehörnte Mauerbienen), leere Schneckenhäuser (einige Mauerbienenarten), angebohrtes Hartholz (Holzbienen, einige Pelzbienenarten) oder eine bestimmte Bodenbeschaffenheit (Sandbienen). Ein Garten mit unterschiedlichen Strukturen und Gestaltungselementen gefällt den fleißigen, wilden Damen. Für die Hummeln in meinem Garten habe ich vor einigen Wochen Treibholz in einer ruhigen Gartenecke aufgestellt. Inzwischen völlig zugewachsen finden sich dort auch zunehmend Wildbienen ein.

Wild und frei

Unser „Bienenwald“ hat ebenfalls 3 Treibhölzer bekommen. Sie sollen eine weitere Nisthilfe für die wilden Bienen sein und gleichzeitig rein optisch einen Eingang in den Bienenwald simulieren. An dieser Stelle ist mein Garten besonders schmal. Durch dieses gestalterische Element versuche ich dem Auge des Betrachters einen „erweiterten“ Blick in den Bienenwald zu ermöglichen, indem ich die Blickachse durch die Anordnung der Treibhölzer quer, bzw. in die Tiefe lenke. Noch einen kleinen Pflaumenbaum zur Beschattung und eine wilde Kletterrose zum Aufhübschen gepflanzt. Et voilà!

Wild und frei
Leider musste ich um die Grenzen des Bienenwaldes neu zu definieren, und um die Treibhölzer stabil in die Erde zu bringen, den Bienenwald erst einmal abmähen. Die fleißigen Damen mögen mir es verzeihen. In wenigen Tagen ist ja vieles wieder nachgewachsen.
Wild und frei
Holzkäfer waren bereits fleißig, und die Wildbienen können übernehmen.
Wild und frei
Den räumlichen Effekt könnt ihr vielleicht sehen, auch wenn meine Wiese und der Bienenwald nach dem Mähen eher trostlos aussehen. Girsch, Klee, Taubnessel und Löwenzahn sind die ersten, die ihre Nase aus dem Boden stecken.
Wild und frei
Zusätzlich lasse ich in einer Gartenecke entrindete Baumabschnitte einer Robinie und einer Erle überwintern, und Käfer und Co. die Vorarbeit für eine weitere Nisthilfe machen. Im nächsten Frühjahr finden dann Holz- oder Pelzbienen mit ein wenig Glück Bohrlöcher vor, in die sie gerne einziehen möchten.

Die Baumabschnitte der überwinterten Hölzer werden aufrecht in die Insektenhäuser gestellt, das entspricht dem natürlichen Nistverhalten der Bestäuberinsekten. Angebohrte Baumscheiben aus Weichholz, wie z.B. Fichte, sind eher ungünstig. Wildbienen bevorzugen die Einflugsöffnung quer liegend zur Holzmaserung, also nicht mit dem Verlauf der Maserung sondern von der Seite her. So können sich die empfindlichen Tiere nicht verletzen oder gar aufspießen.

Mein Gartenherz gehört den wilden Bienen. Wild und frei.