Habt auch ihr eine Blume, die ihr mit den Erinnerungen an eure Kindheit verbindet? Oder mit einem besonderen Menschen in eurer Vergangenheit? Für mich ist es die Nelke. Aufgewachsen am Rande eines kleinen Dorfes nahe der deutsch-niederländischen Grenze waren Nelken bei uns in den 1960-er und 1970-er Jahren in nahezu jedem sonnigen Vorgarten und Blumenstrauß zu finden. Die spitzenzarten Blüten galten in meiner Jugend als chic, modern und gleichzeitig romantisch. Besonders an die roten Nelken auf unserem Küchentisch erinnere ich mich zurück. In einer gläsernen Vase stehend wirkten sie zerbrechlich wie edles Porzellan.
Die Nelke (= Dianthus) kommt mit mehreren hundert Arten bis auf wenige Ausnahmen in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vor. Die botanische Bezeichnung wurde abgeleitet von „Dios anthos“ (= göttliche Blumen), da die Griechen in der Antike die Nelke ihrem höchsten Gott Zeus geweiht hatten. Die aufgeplüschten Blumen waren zu allen Zeiten mit Symbolik behaftet. Speziell die rote Nelke wird bis heute mit dem Gedanken an politischen Widerstand, an die Arbeiterbewegung und an den Sozialismus verknüpft. So bestiegen zur Zeit der französischen Revolution die Adeligen, die mit der Guillotine hingerichtet werden sollten, als Zeichen ihres Protestes das Schafott mit einer roten Nelke. Die Arbeiterbewegung machte die kräftige und gleichzeitig zierliche Blüte am Ende des 19. Jahrhunderts zu ihrem Symbol der Solidarität mit der arbeitenden Bevölkerung. Und in dieser Tradition tragen einige österreichische Sozialdemokraten noch heute zur Eröffnungssitzung des Nationalrates eine rote Nelke an ihrem Revers.
Doch das kämpferische Nägelchen oder Nägeli (mitteldeutsch = negelken), wie die Nelke in einigen Regionen Deutschlands genannt wird, erobert sich aktuell auf der Welle von Romantik- und Vintagestyle schwimmend unsere Gärten zurück – meinen eigenen eingeschlossen. Ich persönlich schätze die Blütenvielfalt und die Bescheidenheit der problemlosen Garten- und Schnittblume. Neue Züchtungen haben in den letzten Jahren wunderschöne Farben und Formen hervorgebracht. Ob pastellige Töne, Farbverläufe oder zweifarbig, gefranst oder gerüscht, für jeden Geschmack des Gärtners gibt es Neues zu entdecken.
Nelken ergänzen je nach Sorte luftig und leicht das romantische Blumenbeet, Steingärten, Trockenmauern oder Pflanzkästen. So etwa die würzig duftende, ca. 30 cm hohe, Federnelke. Sie bildet winterharte, mehrjährige, dichtblühende Polster, die sehr nektarreich sind und gerne von Schmetterlingen besucht werden. Gefällt der Federnelke ihr Standort, blüht sie mehrere Sommermonate hindurch. Und wer es gerne lieblich duftend mag, dem lege ich die ebenfalls winterharte, mehrjährige nach Vanille duftende Pfingstnelke ans Herz, die hoffentlich in der nächsten Gartensaison auch in meinem Garten heimisch werden wird.
Die meisten Nelkensorten lieben sandigen sowie nährstoffarmen Boden und viel Sonne. Trockene Phasen überstehen sie wunderbar, da ihre bläulichen, meist schmalen Blätter mit einer Wachsschicht überzogen sind, die ihnen hilft nicht zu viel Wasser zu verdunsten. Eine Ausnahme bildet die Prachtnelke mit ihrem fliederähnlichen Duft, deren Vorfahren aus eher sumpfigen Gegenden stammen. Sie bevorzugt die feuchte, nährstoffreiche Gartenerde, weshalb sie auch für eine Teichrandbepflanzung gut geeignet ist. Sicherlich vertrauter ist vielen Blumenliebhabern die sonnenhungrige Bartnelke (Dianthus barbatus), die sich über alle Zeiten meist als Schnittblume in den heimischen Gärten behauptet hat.

In verschiedenen Größen und Farben je nach Sorte blüht die kleine Bärtige nach der Aussaat im April ab dem zweiten Jahr einen ganzen Sommer lang. Samen, die im Herbst im Boden verbleiben, führen zu einer dauerhaften Selbstvermehrung, wenn die Bodenbeschaffenheit der Nelke passt und Staunässe vermieden wird. Zaghaftes Schneiden der Blütenstände ist in den ersten Jahren durchaus erlaubt, es regt die Blühfreudigkeit eher an. Biene, Hummel & Co. lockt die Bartnelke durch ihren farbenfrohen Nektarreichtum ins eigene Blumenbeet, was ihr in meinem Garten einen Dauerplatz gesichert hat.

Für mich haben Nelken ihren Ruf als Blütenvertreter von Kleinbürgerlichkeit und Spießertum schon lange verloren. Wie war das noch einmal mit der Welle von Romantik- und Vintagestyle?
Nachtrag:
- Wer von euch mit Katzen lebt, die im Garten gerne an Grünem naschen, der muss wissen, dass Nelken für Katzen als giftig eingestuft werden.
- Gewürznelken, die auch Nelken genannt werden, gehören zu den Myrtengewächsen und wachsen auf bis zu 10 m hohen Bäumen unter anderem in Madagaskar. Aber das ist eine neue Geschichte.
27. Februar 2017 at 23:48
Vielen Dank für deinen schönen Artikel mit den tollen Nelkenfotos – und die farbigen Eisblumenkugeln für den Winter sind ja zauberhaft :-) !!! – Die Bartnelken liebe ich auch mit ihren bunten Farbkombinationen. Eine habe ich hier auf dem Balkon. Sie sorgen ja stets für ihre eigene Fortpflanzung. Leider sieht meine nicht ganz so prächtig aus. Ich fürchte, ich lasse ihr nicht so ganz die richtige Pflege angedeihen, die sie benötigt, armes Ding ! Aber ich mag sie wirklich gerne.
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28. Februar 2017 at 5:43
Ich freu mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat 😉 und wünsche dir viele schöne Blüten 🌼🌸🌼. Hab einen feinen Tag. LG von gartenkuss 🙋🐝
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28. Februar 2017 at 14:26
Danke, angekommen :-) Dir auch und endlich mal ein paar sonnige Grüße aus dem grauen Norden !!
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13. Februar 2017 at 12:22
Bei mir weckt die Bauernhortensie Erinnerungen, nämlich an den mit blauen Bauernhortensien geschmückten Marienaltar im Mai … von den Nelken mag ich am liebsten die Bartnelke! ich werde dieses Jahr eine Menge säen. Ich hoffe sie säen sich anschließend eigenständig aus. Ich habe deinen Beitrag gerne gelesen!
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13. Februar 2017 at 13:45
Das freut mich sehr 🌹. Unsere Erinnerungen sind ein kostbarer Schatz, der mich, so wie dich auch, in meinen Vorlieben beim Pflanzen leitet. Wünsche dir einen schönen Start in die Woche. LG von gartenkuss 🙋🐝
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11. Februar 2017 at 9:05
Nelken sind wunderschöne Pflanzen. Ich hatte jahrelang eine Bartnelke im Garten stehen, die ich stundenlang betrachten konnte. Ach, ich freu mich schon so auf Frühling…. LG Simone
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11. Februar 2017 at 9:14
Da haben wir etwas gemeinsam 💜. Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende ☀. LG von gartenkuss 🙋🐝
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11. Februar 2017 at 12:17
Das wünsche ich dir auch! :-)
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8. Februar 2017 at 22:24
Oh schöner Artikel. Ich liebe Nelken. Mein Grossvater trug sie im Knopfloch. Meine Eltern mochten sie, zur Geburt des 1. Kindes brachte mir mein Mann diese schönen Blumen an s Bett, ich habe jedes Jahr verschiedene im kleinen Garten! Danke für die Ehrenrettung dieser altmodisch neumodischen Blume. Nina
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8. Februar 2017 at 22:41
Bitte, sehr gerne 🌼. Welch schöne Erinnerungen 💜 die vergessene Blume uns doch schenkt. Herzliche Grüße von gartenkuss 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 19:17
Ein so schöner Beitrag über Nelken. In meine Kindheit wurden Nelken zu einem traurigen Anlass wie der einer Beerdigung überreicht. Später sah ich Nelken in den Knopflöchern mutiger Gentlemen: Eine Boutonnière, die Nelke im Knopfloch am Revers eines Mannes – als Zeichen ihres unerschrockenen Mutes. GLG :-)
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8. Februar 2017 at 20:41
Stimmt ☺, die Nelke als Beerdigungsblume. Dankeschön für die Erinnerung 💜. LG und einen wunderschönen Abend von gartenkuss 🙋⭐
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8. Februar 2017 at 16:09
Nelken waren bei mir völlig in Vergessenheit geraten. Ein schöner Beitrag, danke, jetzt sind sie bei mir wieder ganz präsent und ich werde Ausschau nach ihnen halten :-) Liebe Grüße, Annette
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8. Februar 2017 at 16:58
Bitte, gerne 😊. Mission erfüllt, das freut mich. LG und einen blumigen Nachmittag von gartenkuss 💃🌼🌸🌼
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8. Februar 2017 at 15:49
Rote Nelken und Vergissmeinnicht
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8. Februar 2017 at 16:55
Die Kombination gefällt 😊. Wünsche dir einen zauberhaften Nachmittag. LG von gartenkuss 🙋🌼🌸🌼
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8. Februar 2017 at 15:27
Ich sehne mich auch schon nach Blumen … und habe sie in meine Winterdeko integriert … Duftende Grüße!
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8. Februar 2017 at 16:52
… das hilft, die noch soooooo lange Zeit bis zum Frühling zu überstehen 🌼🌸🌼. Duftende Grüße zurück 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 13:09
Ich erinnere mich an die wunderbar duftenden, klein-und vielblütigen Nelken in Omas Garten. Sie umrandeten die Rosenbeete.
https://www.syringa-pflanzen.de/anatolische-nelke-pflanze.html
Liebe Grüße
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8. Februar 2017 at 13:23
Welch kostbare Erinnerung für dich. Danke für den Link. LG und einen wundervollen Tag. 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 11:54
In der Kindheit haben wir Nelken aus Zellstofftaschentüchern gebastelt. In meiner Erinnerung sahen die wie echte aus. LG
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8. Februar 2017 at 11:59
Oh, ja 😊. Dankeschön für die Erinnerung 🌹. LG und einen wundervollen Tag von gartenkuss 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 11:36
Liebe Gartenkuss, ein wunderbarer bunter Vorfrühlingsbeitrag :-) Nelken wirken auf mich immer wie verspielte kleine Rosen, die es in unserer Gegend zu Kinderzeiten reichlich gab (warum auch immer) und nie konnte ich daran vorbei ehen ohne welche zu pflücken und sie einem lieben Menschen zu schenken :-) Hab einen wundervollen Tag :-)
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8. Februar 2017 at 11:57
Die Vorstellung gefällt mir sehr, lieber Arno. Auch dir wünsche ich einen wunderschönen Tag. Lass es Rosen oder Nelken regnen für dich 🌼🌸🌼. LG von gartenkuss 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 11:20
Nelken und Freesien gehören auch zu meinen Blumenstrauss-Erinnerungen, und in den Blumenbeeten der kleinen Gärten, die viele Familien hatten, dominierten damals Bart- und Pechnelken die Beete, oft eingefasst von Grasnelken oder Filzigem Hornkraut, auch einem Nelkengewächs.
Für mich wichtiges Nelkengewächs ist auch die Kronen-Lichtnelke oder Vexiernelke.
Nachdem meine Mutter schon vor Jahrzehnten in ihrem, heute meinem, Garten Vexiernelken hatte, gehören auch sie zu meinen Kindheitserinnerungen. Sie haben eine Baustelle überlebt und ich lasse sie weiter sich fortpflanzen; das hat so eine wohltuende Kontinuität für mich, nur setze ich die Jungpflanzen gegebenenfalls um.
Gerade vorgestern entdeckte ich aber auch eine uralte Primel, die ich aus dem alten Garten gerettet und weitergepflegt habe, die bereits dem frostigen Wetter trotzt.
Auch wenn die bunten Kissenprimel-Hybriden / Gartenprimeln zur Massen- und Wegwerfware verkommen sind, können sie viel mehr Freude machen als nur als kurzlebige Frühlingsdeko in der Wohnung und auf dem Terrassentisch zu dienen, auch wenn sie im Garten aus der Mode sind, weil das Bunte in den letzten Jahren als nicht schick genug galt.
Bei den Zimmerpflanzen gibt für mich es auch alte Lieblingsarten, die zeitweilig schwer zu bekommen waren: Tradeskantien und Grünlilien. Ich habe erst später gelernt, dass beide im Sommer auch gern draussen, und sogar ausgepflanzt gedeihen und dann wirken sie nocheinmal ganz anders.
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8. Februar 2017 at 11:53
Dankeschön für deinen sehr interessanten Kommentar. Ich versuche ebenfalls mich von diversen Modeströmungen im Garten frei zu halten. Das Grün, welches bleibt oder im Laufe des Gartenjahres wiederkommt, erfreut mich mehr. Und auch für mich ist der Garten meiner Kindheit ein Erinnerungsschatz, den ich pflege. Wie schön, dass so viele unterschiedliche Nelken bei dir zu Hause sind 💚. LG und einen wundervollen Tag wünscht dir gartenkuss 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 11:00
Danke für die wiederum herrlichen Bilder. Auch mich erinnern Nelken an meine Jugend. Jeden Samstag erhielten meine Eltern von einem Blumenhändler die „Restposten“ der Woche, und immer waren Nelken dabei, in allen Farben.
In meinem Garten habe ich nur Bartnelken, aber die zuhauf, und sie säen sich immer selber wieder aus. Sogar den Kahlfrass durch die Pferde überstehen sie. Immer blühen sie in einer Ecke, wo sie sich verstecken konnten.
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8. Februar 2017 at 11:37
Oh, welch wunderbare Erinnerung 💚. Von solcher Blütenfülle träume ich. LG und einen zauberhaften Tag 🌼🌸🌼 von gartenkuss 🙋🐝
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8. Februar 2017 at 10:56
Pechnelken mag ich besonders gern. Wie sie richtig heißen weiß ich gar nicht. Der klebrige Stiel trägt eine wunderbar duftende Blüte.
Feiner Artikel, danke
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8. Februar 2017 at 11:33
Sehr gerne 💚. Wünsche dir einen wundervollen Tag. LG von gartenkuss 🌼🌸🌼
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