Eine wiederentdeckte Schönheit im Garten ist die Gewöhnliche Küchenschelle (lat. pulsatilla (schlagen, läuten) / vulgaris), auch Gewöhnliche Kuhschelle genannt. Sie gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist in West- und Mitteleuropa verbreitet. Im Verlauf ihrer Wachstumsperiode hält die Küchenschelle für den Betrachter so manch überraschenden Anblick bereit. Ganz und gar nicht gewöhnlich sondern außergewöhnlich zauberhaft.

 Ihren Namen verdankt sie der Form ihrer blauen oder weißen Blütenköpfe, die kurz vor dem Aufblühen an eine Kuhglocke erinnern. Aus der Verkleinerungsform Kühchenschelle wurde im Laufe der Zeit die Küchenschelle.

Ich läute für euch den Frühling ein
Der natürliche Lebensraum der schellenden Glöckchen sind lichtdurchflutete Kiefernwälder und sonnige, kalkhaltige sowie nährstoffärmere Wiesen, gerne auch in Hanglage. Die eigenbrötlerische Blume braucht viel Wärme und zieht sich bei zu starker Konkurrenz durch andere Pflanzen zurück. Die Veränderungen und Eingriffe in die Natur unserer Zeit haben dazu geführt, dass die Küchenschelle inzwischen in vielen Regionen Europas als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft wird. In Österreich war die Pflanze um 1900 in den Mager- und Steinwiesen zwischen Wels und Linz ein häufiger Gast. Doch selbst in dieser Region tritt sie nur noch vereinzelt auf. Die größten natürlichen Vorkommen beschränken sich aktuell auf die Umgebung von Steyr in Oberösterreich, weshalb die Küchenschelle in allen Bundesländern bei uns streng geschützt ist. Gezüchtete Formen findet man in den lokalen Gärtnereien, durch Auslese und Einkreuzung in den Blütenfarben nicht nur im natürlichen blau-lila oder weiß sondern auch in den Farbtönen rosa bis rot.

Ich läute für euch den Frühling ein
Mich fasziniert die geheimnisvolle Wandelbarkeit der Pflanze. Bereits im Vorfrühling schieben sich erste Blätter und Blüten gleichzeitig aus dem winterlichen Boden, geschützt vor Kälte und übermäßiger Wasserverdunstung durch eine dichte, zottelige Behaarung.

Ich läute für euch den Frühling ein
Ich läute für euch den Frühling ein
Ich läute für euch den Frühling ein

Innerhalb weniger Tage öffnen sich dann die Blütenkelche und locken zahlreiche Bienen, Schmetterlinge und Hummeln an.

Ich läute für euch den Frühling ein
Ich läute für euch den Frühling ein
In früheren Zeiten rankten sich schaurig-gruselige Geschichten um die schöne Blume. So glaubte man im Brandenburger Land, dass die Pflanze mit ihrem Fruchtstand im Sommer eine Stelle kennzeichnen würde, an der eine Hexe erschossen wurde. Unheimliche Namen, wie z.B. Teufelsbart, Bocksbart oder Wolfspfote, wurden ihr deshalb verliehen.

Ich läute für euch den Frühling ein

Ich läute für euch den Frühling ein

Ich läute für euch den Frühling ein

Na, dann gehe ich jetzt mal in meinen Garten, halte nach Hexen und Wölfen Ausschau und werde dem Winter noch ein paar Schellen verpassen. Schließlich wünschen wir alle uns sehnlichst den Frühling herbei.

Nachtrag:

Auch wenn die Küchenschelle in der homöopathischen Medizin zur Anwendung kommt, so gehört die Anwendung als Heilpflanze zwingend in fachkundige Hände. Alle Pflanzenteile der Gewöhnlichen Küchenschelle sind in ungetrocknetem Zustand sehr giftig. Sie enthalten unter anderem Protoanemonin, das ein starkes Reizmittel für Haut und Schleimhäute ist.

⇒ Diesen Beitrag habe ich beim Stöbern auf meinem Blog wiederentdeckt und in die Kategorie „Langeweile in der Warteschlange“ gepackt.