Wie würdet ihr euren Garten beschreiben?

Modern gestylt oder ländlich und naturnah? Vielleicht auch klassisch nach dem Vorbild eines Englischen oder eines Renaissance Gartens? Mögt ihr es gerne mit mediterranem oder asiatischem Flair? Ich habe mir bis zu unserem Umzug nie großartige Gedanken über Stilrichtungen im Garten gemacht. Gepflanzt wurde, was mir und den Bienen gefällt, was lecker schmeckt und was uns als Familie einen individuellen Ort nach unseren Vorstellungen schafft. Inzwischen haben wir großzügigen Platz, der genutzt werden kann, und das verwilderte Grün wartet darauf wieder gepflegt zu werden. Mein Wunsch ist es möglichst viel Bestehendes in unserem neuen Garten zu erhalten, denn die vergangene Schönheit der Anlage ist für mich deutlich spürbar.

  • Ist-Zustand bei Einzug oder warum gartenkuss gerne mal auf einer Leiter steht
Gartensudoku
Unter Bambus und wilden Hecken schlummert die Sumpfzone unseres Badebiotops.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich durchaus lohnt einen intensiven Forscherblick einmal von außerhalb der Grundstücksgrenze sowie von weiter oben zu wagen. Den Garten umkreisen und über den Zaun schauen? Oder den Überblick von einer höheren Leiter aus einige Zeit auf sich wirken lassen? Warum nicht? Ihr werdet erstaunt sein, wie ein Wechsel der Perspektive den Gesamteindruck verändert und euer Garten unvermittelt seine heimlichen Kostbarkeiten preisgibt. Meist lohnt es sich die zugewucherten Strukturen wieder frei zu legen, um die ursprüngliche Formgebung zu überdenken. Vielleicht sind noch alte Fotos vorhanden. Oder ihr könnt durch Gespräche mit den Vorbesitzern mehr über das Vorleben eures neuen Gartens erfahren.

  • Zeichnen, Malen, Skizzieren oder der erste Schritt zur Gliederung
Gartensudoku
… nichts als pure Theorie …

Es folgt nun der kreative Teil mit Lineal, Bleistift, Buntstift und Radiergummi. Ich bewundere Gärtner, die ihre Gestaltungs- und Pflanzpläne aus dem Kopf heraus umsetzen. Ich kann das nicht und brauche ein Stück Papier auf dem ich meinen Garten lebendig werden lassen kann. Wer es ganz genau möchte, der zeichne eine maßstabsgetreue Abbildung seines Grundstücks auf Millimeterpapier mit allem, was die Ausseninventur samt Haus und Nebengebäude ergeben hat. Empfohlen wird hierfür in der Literatur meist der Maßstab 1:100 (1 Zentimeter Plan = 1 Meter Garten).

Welche Schätze im Garten, z.B. alten Baumbestand oder seltene Stauden, habt ihr vorgefunden? Und möchtet ihr sie erhalten? Dann rauf auf den Plan! Geben Bäume, Hecken sowie bereits angelegte Wege einen stimmigen Rahmen vor? Gefällt der Übergang vom Garten zum Haus, und wo ist der beste Platz für eine Terrasse oder Grillplatz? Geplante Projekte skizziere ich separat auf Transparentpapier und male sie bunt an, damit ich den räumlichen Eindruck auf mich wirken lassen kann. Wünsche und Träume lassen sich so nach Lust und Laune verschieben und platzieren.

  • Struktur durch Gartenräume oder auf der Suche nach einem neuen Lieblingsplatz

Gartensudoku

Mauern, Wege, Zäune, Spaliere sowie größere Gehölze und Staudengruppen gliedern den Garten in einzelne abgeschlossene Räume. Ziel ist es, den Blick des Betrachters unbewusst so zu lenken, dass Interesse und Neugier auf das „Verborgene“ geweckt werden. Das schafft Spannung und macht Lust auf die Erkundung der jeweiligen Gartenbereiche. Schon einfache Mittel, wie eine Wegführung oder Rasenkante, die nicht gerade sondern wellenförmig verläuft, können diesen Effekt erzielen. Unterbrechungen in der Bepflanzung durch Skulpturen oder Solitärpflanzen, Wiederholungen in der Anordnung, Inselbeete mit einem Baum oder einer Bank sowie geschickt arrangierte Kübelpflanzen – alles ist erlaubt was dem Blick des Betrachters Tiefe verleiht. Ich persönlich mag mehrere im Garten verteilte, nicht direkt einsehbare, Sitzplätze. Durch das entspannte Verweilen an den unterschiedlichen Standorten, entdecke ich meinen Garten immer wieder anders. Und auch praktische Überlegungen spielen eine nicht unwichtige Rolle. So werde ich meinen nächsten Gemüsegarten in unmittelbarer Nähe zur Küche und zum Wasseranschluss für den Außenbereich gestalten. Dabei sollen Hochbeete in unterschiedlichen Höhen die Aufgabe der Raumteilung übernehmen.

  • Geometrische Formen und Linienführung oder zu Besuch bei Pythagoras
Gartensudoku
Könnt ihr euch noch an meine Steinmännchen erinnern? Dieses habe ich wieder aufgebaut um eine unschöne Hausecke abzumildern.

Ausprobieren gewünscht – mit allen geometrischen Formen, die euch gefallen. Wiederkehrende Muster und gradlinige Konturen vermitteln Harmonie und Ruhe. Diesen Effekt kann man durch lange und/oder breite Wege verstärken, an denen sich rechts und links die gleichen Elemente wiederholen. Dieses können Skulpturen, Lampen oder eine eindrucksvolle Bepflanzung sein. Der Klassiker in vielen Gärten ist eine Einfassung mit Buchsbaum.

  • Einteilung durch Höhe oder warum der Blick nach oben lohnt

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Eine in der Höhe abgestufte Bepflanzung im Garten erlaubt dem Auge des Betrachters mehr Weite und Raum wahrzunehmen als messbar vorhanden. An der Grundstücksbegrenzung, an den Rändern der gärtnerischen Linienführung in Gesamtheit oder auch im Gartenbeet gilt deshalb der Grundsatz von niedrig-klein nach hoch und groß. Verstärkt wird diese optische Täuschung durch eine geschickte Farbabstufung. Dunkle Farben im Hintergrund und hellere Farben im Vordergrund simulieren Tiefe.

  • Struktur durch Farben oder wie ich Gartenbilder male

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Nicht nur für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge ist Farbe ein optischer Reiz mit Glücksfaktor. Auch uns Menschen beeinflusst die farbliche Gestaltung eines Gartens. Farben erzeugen Stimmungen und Atmosphäre, und sie erzählen etwas über den Charakter und den Stil eines Gartens. Sich wiederholende Hauptfarben oder Farbkombinationen geben einem Beet Struktur und lassen es stimmig wirken. Bei genauerem Hinschauen offenbart auch ein kunterbuntes Blütenmeer zumeist eine geschickte Farbgebung. Betonungen mit leuchtenden Farbklecksen durchbrechen die Langeweile und können einzelne Gartenbereiche optisch vergrößern oder verkleinern.

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Doch bei aller Theorie zählt immer die persönliche Vorliebe. Ob reiner Nutzgarten mit Gemüse aller Art oder pures Blütenmeer aus Rosen. Gärten sind so individuell wie wir Gärtner.

Und das gefällt mir.